Welcher Logik folgen Ver­schwö­rungstheorien?

Verschwörungstheorien schließen Zufälle aus und stellen alles Offensichtliche infrage. Sie behaupten, dass nichts so ist, wie es scheint und dass alles miteinander verbunden ist. Der Amerikanist Michael Butter unterscheidet zunächst zwei Verschwörungsmodelle: Verschwörungen „von unten“ und „von oben“.

Die bekanntesten Verschwörungstheorien in Deutschland sollen zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert als Verschwörungen „von unten“ ausgegangen sein. Beispielsweise war die sogenannte „Dolchstoßlegende“ eine von der deutschen Heeresleitung verbreitete Verschwörungstheorie, die die Schuld an der Niederlage des Deutschen Reichs im Ersten Weltkrieg auf sozialdemokratische Politiker*innen und Jüdinnen und Juden bürdete. Verschwörungen „von oben“ entwerfen ein Komplott, das vermeintlich von einer elitären Schicht konzipiert wurde (Michael Butter: „‚Nichts ist, wie es scheint’: Über Verschwörungstheorien“, Berlin 2018, S. 30-31).

Zudem gibt es „Ereignisverschwörungstheorien“ wie die Anschläge vom 11. September 2001 oder den Flugzeugabsturz von Smolensk am 10. April 2010, bei dem der polnische Präsident und Mitbegründer der rechtskonservativen PiS-Partei (Prawo i Sprawiedliwość, zu Deutsch: Recht und Gerechtigkeit) Lech Kaczyński starb. Hinzu kommen „Systemverschwörungstheorien“. Dahinter steckt die Idee, dass eine Gruppe für viele Ereignisse verantwortlich ist. Ein Beispiel dafür ist die antisemitisch motivierte „Dreyfusaffäre“: Der jüdische Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfus wurde 1894 durch ein Kriegsgericht in Paris wegen angeblichen Landesverrats verurteilt. Nach dem verlorenen deutsch-französischen Krieg diente der aus dem Elsass stammende Jude in der französischen Öffentlichkeit als Sündenbock für die Niederlage Frankreichs.

Es gibt zudem sogenannte „Superverschwörungstheorien“, eine Kombination aus Ereignis- und Systemverschwörungstheorien (Butter, 2018, S. 33-34). Als Protagonist*innen fungieren Geheimbünde wie die Freimaurer, Jüdinnen und Juden, Kommunisten*innen, Feminist*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen oder Aktivist*innen.

Was haben Verschwö­rungs­theorien mit UFOs zu tun?

Seit circa 1947, der vermeintlichen Landung eines außerirdischen Flugobjekts in Roswell im US-Staat New Mexico, sind UFOs (Unknown Flying Objects, zu Deutsch: „unbekannte fliegende Objekte“) oder die heute sogenannten UAPs (Unidentified Aerial Phenomena, zu Deutsch: „nicht identifizierte Luftphänomene“) aufs Engste mit Verschwörungstheorien verbunden (Abb. 1).

In neuerer Berichterstattung waren sie zuletzt durch den „U.F.O. Report“* der US-Regierung am 25. Juni 2021 verstärkt präsent. Demzufolge können Sichtungen von Objekten, die ihre Flugbahn rasant ändern und von Pilot*innen der US-amerikanischen Navy in den letzten Jahren gemacht wurden, nicht auf außerirdische Flugobjekte zurückgeführt werden. Gleichzeitig kann das Pentagon nicht sagen, worum es sich wirklich handelt (Abb. 2). Diese UFO-Theorien wurden von der US-Regierung erzeugt, um geheime militärische Projekte zu schützen.

Welche bekannten Verschwö­rungstheoretiker*innen gibt es?

Oft wird behauptet, dass Verschwörungstheorien und ihre Anhänger*innen einem gesellschaftlichen Rand angehören. Diese Annahme wurde mehrfach widerlegt, zuletzt von der Journalistin Anne Applebaum (Anne Applebaum: „Die Verlockung des Autoritären. Warum antidemokratische Herrschaft so populär geworden ist“, München 2021, S. 15 ff.). Zum Teil handelt es sich um gebildete Personen aus höheren gesellschaftlichen Schichten oder um Menschen aus dem öffentlichen Leben. Mit ihrem Ansehen und ihrer medialen Wirksamkeit mobilisieren sie gegen marginalisierte Gruppen.