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Und raus bist du?!

7. June, 2022
19:00

Desinformation, Propaganda und Verschwörungsglauben auf Social Media – Chancen und Grenzen von Deplatforming

Diskussion mit Marcus Bösch, Miro Dittrich und Nava Zarabian. Moderation: Azadê Peşmen. 

Von Corona bis zur Ukraine-Krise: Verschwörungsmythen und Desinformation begleiten die Krisen unserer Zeit. Reichweitenstarke Soziale Netzwerke dienen hier als schwer kontrollierbare Spreading-Plattformen. YouTube gilt unter Expert*innen als „Einstiegsplattform“ für verschwörungsideologische Inhalte und trägt – trotz Anpassungen – weiter zur Radikalisierung bei.  Der Messaging-Dienst Telegram ist während der Corona-Pandemie stark gewachsen und pusht in Deutschland maßgeblich die Mobilisierung der Szene; auch in Deutschland wird immer wieder über ein Verbot diskutiert. Der russische Sender RT bringt Putins Propaganda nicht erst im Zusammenhang mit dem Überfall auf die Ukraine weltweit in Umlauf. Und auch auf der noch jungen Plattform TikTok kommen gezielt Desinformationen zum Einsatz – begünstigt durch den Algorithmus und die einfache Handhabung der App.

Unter Druck von Politik und Zivilgesellschaft sind manche Plattformen inzwischen aktiv geworden und haben ihre Richtlinien angepasst: Promi-Verschwörungsideologen wie Alex Jones sind von den großen Plattformen vertrieben, Twitter hat nach dem „Sturm auf das Kapitol“ das Konto von Donald Trump gesperrt; YouTube unlängst die Kanäle von RT Deutsch und Ken Jebsen; Telegram Attila Hildmanns Account.

Deplatforming heißt die Strategie, Personen und Gruppen von digitalen Plattformen auszuschließen und somit ihre Reichweite und Finanzierungsquellen abzuschneiden. Ob Deplatforming auch wirklich nachhaltig wirkt, ist umstritten. Der Wechsel verschwörungsideologischer Größen auf alternative Plattformen führt auch dazu, dass gar keine Gegenrede mehr stattfindet und Akteur*innen noch freier in der Verbreitung von Lügen und Desinformation sind. Zugleich ist fraglich, ob man die Hausregeln für die Teilnahme am öffentlichen Diskurs den privaten Plattformen überlassen will – oder überhaupt kann. Und jetzt kommt auch noch Elon Musk und will Twitter „befreien“.

Wir diskutieren mit Netzexpert*innen über die Ökonomie von Verschwörungstheorien und Desinformation – und über die Chancen und Grenzen von Deplatforming.

 

Sehen Sie sich die Veranstaltung auf unserem YouTube-Kanal an oder seien Sie als live in der Bildungsstätte Anne Frank dabei. Bitte beachten Sie, dass in den Räumlichkeiten der Bildungsstätte Anne Frank Maskenpflicht gilt. Einlass ab 18:30 Uhr.

Marcus Bösch forscht an der HAW Hamburg zu TikTok und Desinformation. Zuvor hat Bösch mehr als zehn Jahre lang als öffentlich-rechtlicher Redakteur und  Dozent gearbeitet. Er hat in Köln und Cambridge studiert und bei der Deutschen Welle volontiert. Bösch publiziert den wöchentlichen Newsletter Understanding TikTok.

 

Twitter: @m_boesch

Website: www.marcus-boesch.de

Newsletter: Understanding TikTok

Miro Dittrich ist Rechtsextremismusforscher. Er befasst sich mit der Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft, mit dem Fokus auf menschen- und demokratiefeindliche Phänomene im digitalen Raum. Mittels qualitativen, quantitativen und OSINT geleiteten Untersuchungen klärt er seit Jahren über rechtsextreme Propaganda, Vernetzung und Radikalisierung in digitalen Räumen auf. Im Zuge der zunehmenden Radikalisierung der rechtsextremen Szenen konzentrierte er sich ab 2019 zunehmend auf internationalen Rechtsterrorismus und digitale Nischenräume. Seine weiteren Schwerpunkte sind Content Moderation und digitale Subkulturen. In seiner Rolle als Rechtsextremismusexperte berät er regelmäßig Social-Media-Unternehmen.

Von 2018 bis 2020 leitete er das Projekt de:hate zu rechtsextremen, rechtspopulistischen und verschwörungsideologischen digitalen Phänomenen für die Amadeu Antonio Stiftung.

 

Twitter: @DittrichMiro

Nava Zarabian ist Bildungsreferentin und Speakerin. Sie studierte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Islamwissenschaften und Musikwissenschaften und leitet heute ein Projekt zum Thema Hate Speech bei der Bildungsstätte Anne Frank. Sie hat sich auf die Themen Popkultur, Islamismus und Rassismus spezialisiert und war 2021 Teil der mit dem Grimme Preis ausgezeichneten Sendung „Die beste Instanz“.

 

Twitter: @navasgeht

Instagram: @navasgeht

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